Theater:Die Gesetzbücher präsentieren turbulente Komödie »Für immer Disco« – 13 weitere Aufführungen

Frank schiebt mal sicherheitshalber seinen »Glitterboy«-Partner Bodo vor, weil die angebliche Fanclub-Leiterin plötzlich ein Messer in der Hand hat. Die Eventmanagerin (links) und die Stylistin Coco Cabana können da nur noch staunen. Foto: Heinz Linduschka

Seit 1987 ga­ran­tie­ren die Auf­füh­run­gen der Mönch­ber­ger Ge­setz­bücher gu­te Un­ter­hal­tung – auch heu­er wie­der, wie die Pre­mie­re des neu­en Stücks am Wo­che­n­en­de be­wies.

»Für immer Disco« heißt der Dreiakter von Andreas Wening, den Anita
Keller den Mönchberger Akteuren erneut auf den Leib geschneidert hat und den Regisseur Reinhold Keller mit den acht Schauspielern so intensiv
eingeübt hat, dass bei der Premiere alles wie am Schnürchen klappte und
das Pfarrheim unter Szenenbeifall und Lachsalven der Besucher
widerhallte.
Nachwirkende Pointen
In »Für immer Disco« können die Mönchberger – eine Mischung aus
»alten Hasen« und jungen Talenten – ihre Stärken von der ersten bis zur
letzten Minute der gut zweistündigen Aufführung ausspielen. Besonderheit
in diesem Jahr: Der Autor hat den acht Akteuren witzige und pointierte
Sätze in den Mund gelegt, die nicht nur zu spontaner Heiterkeit führen,
sondern noch lange nach der Aufführung nachwirken.

Ob man im höheren Alter eher Aufbaupräparate oder nicht doch Konservierungsstoffe braucht, ist durchaus eine Diskussion wert. Was passiert, wenn Östrogene »Partyhütchen« aufhaben oder wenn Schminken zu »naiver Malerei« mutiert? Und schließlich muss man die Entscheidung treffen, ob man dem »mittelalterlichen« Mann zum Geburtstag eine Bauchtänzerin oder doch wieder eine Krawatte schenken soll. Am Ende des Stücks weiß man jedenfalls, was mit der Bemerkung gemeint war, das Comeback sei einfach »20 Kilo zu früh« gekommen.<br><br>
Die Geschichte rund um ein Comeback der »Glitterboys« mit ihrer
angeblich erfolgreichen Vergangenheit ist höchst unterhaltsam und
liefert so ganz nebenbei auch noch eine treffsichere Kritik am
Medienrummel und am Unterhaltungswahn, wenn Frank Hirschfeld, gespielt vom Vollblutschauspieler Gebhard Motzel, seine »zweite Gesangskarriere« starten soll. Seine Frau Birgit – eine Glanzrolle für Alexandra Seufert – mutiert kurzzeitig zu seiner energischen Managerin, und sogar die tiefe
Skepsis der Tochter Lena, überzeugend von Mareike Abb verkörpert,
scheint für Momente vergessen.
Stimmgewaltiges Duo
Ob es Frank gelingt, den tiefen Bruch der Beziehung zum alten Duopartner Bodo – temperamentvoll, witzig und stimmgewaltig: Werner Becker – zu kitten, bleibt von Anfang an fraglich, genau wie die vermeintlich ehrlichen Absichten der Eventmanagerin Regina Rautenstengel – tough und geldgierig von Renate Miltenberger gespielt – und ihres Assistenten Jens, den Marco Motzel so verkörpert, dass man immer mit dem Schlimmsten für Frank und seine Birgit rechnen muss.<br><br>
Abgerundet wird das Personal durch die zum Brüllen komischen
Auftritte der überkandidelten Stylistin Coca Cabana der Corina Öhrlein
und der angeblichen Fanclub-Leiterin Mira Bell – eine Rolle, in der
Anita Keller ihre große Wandlungsfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis
stellt.</p>

Welche Überraschung am Ende des Stücks auf die Besucher wartet, muss
hier offenbleiben. Sollte das Ende die Theaterfreunde bei den weiteren
Aufführungen nicht ganz so begeistern wie die turbulenten und rasant
inszenierten ersten beiden Akte, läge das ganz sicher am Autor und nicht
an den Mönchbergern, die auch diesmal wieder eine Glanzleistung auf die
Bühne zaubern.
Engagierte Helfer
Als Helfer hinter der Bühne bewährte sich Souffleuse Ludwina Weis. Mit Bühne, Maske, Requisiten und Theaterküche belegen die Gesetzbücher, dass sie ein engagiertes und erfolgreiches Amateurtheater bieten. Und sogar auf Gesangskünste darf man sich freuen, wenn von der Bühne »heiße Küsse von der Costa Brava« erklingen – was will man mehr?
Man darf gespannt sein, ob die »Glitterboys« von Mönchberg aus nicht vielleicht doch noch ihre zweite Karriere starten. Das Premierenpublikum war jedenfalls am Samstagabend im Pfarrheim rundum begeistert, spendete euphorischem Szenenbeifall und minutenlange Ovationen nach dem dritten Akt.

HEINZ LINDUSCHKA

Zahlen und Fakten: Weitere Aufführungstermine

Aufführungen im Pfarrheim: Samstag, 30. März, 20 Uhr; Sonntag, 31. März, 18 Uhr; Freitag und Samstag, 5. und 6. April, jeweils 20 Uhr; Sonntag, 7. April, 18 Uhr; Freitag und Samstag, 12. und 13. April, jeweils 20 Uhr; Sonntag, 14. April, 18 Uhr.
Aufführungen in der VfL Halle: Freitag, 3., 10. und 17. Mai, sowie Samstag, 4. und 11. Mai, jeweils um 20 Uhr.
Karten bei Kreativity in Mönchberg in der Aschaffenburger Straße 4, Tel/Fax: 0 93 74 / 28 13. ()

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