Laienschauspiel: „Die Yety Jäger“ in Mönchberg – Unterhaltsames Theater mit eingebauter Lachgarantie

Mönchberg: Co­ro­na war schuld, dass es drei An­läu­fe brauch­te, bis sich bei den Mönch­ber­ger »Ge­setz­büchern« end­lich der Vor­hang für »Die Ye­ti Jä­ger« öff­ne­te. Der zum Brül­len ko­mi­schen Drei­ak­ter von And­reas We­ning, wur­de wie­der ein­mal von Ani­ta Kel­ler den ex­zel­len­ten Amateu­rakteu­ren auf den Leib ge­schnei­dert.

Zwei Dinge sind seit dem Start der »Gesetzbücher« 1987 wie in Stein gemeißelt: Mit dem beachtlichen Erlös werden Jahr für Jahr kulturelle und soziale Projekte im Ort oft erst möglich gemacht, und wenn die Akteure auf die Bühne kommen, sind Lachsalven und allerbeste Unterhaltung garantiert.

Das ist auch heuer so, wie die Premiere in der ausverkauften VfL-Halle am Freitagabend bewiesen hat. Spontane Lachsalven und prasselnder Applaus zogen sich durch drei Akte und belohnten die Akteure für ihr temperamentvolles Spiel mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik.

Turbulente Story

Die turbulente Story kreist um etliche offene Fragen: Müssen die Schmierhubers – die resolute Alexandra Seufert als Evelyn, Gebhard Motzel als ihr leicht verpeilter Mann Ulrich mit ihrem Sohn Thorsten (Marco Motzel), der von seinem Vater offenbar das »hormonelle Schleudertrauma« geerbt hat – ihre Pension »Zum strammen Hirsch« wegen der Konkurrenz des Sporthotels verkaufen? Wie lange können Corina Öhrlein als Nachbarin Silke und Evelyns Schwester Gundula (Anita Keller) noch allen auf die Nerven fallen, bis es kracht?

Die taffe, aber zwielichtige Rechtsanwältin Almut (überzeugender Start von Nicole Gramling bei den »Gesetzbüchern«), die attraktive, aber etwas hyperaktive Tierschützerin Franziska (Mareike Abb), Udo Seufert als leicht überdrehter Yeti-Experte und der selbstsicher auftretende Schützenkönig mit dem schönen Namen »Pillermann« (Reinhold Keller) runden das überzeugende Team auf der Bühne ab, in dem Renate Miltenberg bei der Premiere als Volksmusikstar Marianne Rödel ihren bisher 399 Auftritten in Mönchberg ein Jubiläums-Highlight auf der Bühne hinzufügte.

Es ist sehr selten, aber in Mönchberg ist es so: Alle Akteure spielen ihre Rollen nicht, sie leben sie und wirken absolut authentisch. Die Frage, ob es rund um den »strammen Hirsch« einen Yeti gibt, scheint spätestens dann beantwortet, wenn das Fabelwesen gleich in mehreren Ausgaben fast inflationär auf der Bühne auftaucht.

Zugegeben: Manchmal geht es schon sehr turbulent zu, aber das störte bei der Premiere niemanden. Das liegt zu einen am überzeugenden Spiel aller Akteure, zum anderen an den Formulierungen, bei denen sich niemand unter Niveau amüsieren muss.

Geistreiche Sprüch‘

Die »geistreiche Sprüch’« mögen ja manchmal grenzwertig sein, witzig und intelligent aber sind sie immer. In einen Ehekrach, der sprachlich auch mit schönen Loriot-Szenen mithalten kann und in der Feststellung Ulrichs endet: »Es ist wurscht, was du anhast!« passt Evelyns Antwort: »Mein Gott, sind Männer primitiv!« Was Gundula unter »bahnbrechend« versteht, hat das Zeug zum Kult und die taffe Silke muss damit leben, dass es heißt, der einzige Mann, der zu ihr komme, sei »Käpt’n Iglo«.

Ob Evelyn die Bitte ihres Sohnes erfüllt: »Mama, guck mich net in dem Ton ou!« wird nicht verraten, aber eines machen die Gesetzbücher ganz sicher nicht: »Lass uns ‚Halt die Klappe‘ spiel’n – und du fängst an.« Im Gegenteil: Die »Yeti Jäger« garantieren weitere sechs höchst unterhaltsame und witzige Theaterabende in der VfL Halle, wenn man noch eine Karte ergattert.

Heinz Linduschka

Der Schützenkönig Pillermann ist auf der Jagd nach dem Yeti, Nachbarin Silke auf Männerjagd – wer wird erfolgreicher sein? FotoHeinz Linduschka
Evelyn ist mit ihren Nerven am Ende. Und da sind auch ihr Sohn Thorsten und Tierschützerin Franziska keine Hilfe – im Gegenteil.
Foto: Heinz Linduschka