9. März 2012

  • Wochenblatt 07.März 2012

    Wochenblatt 07.März 2012

    Für uns bedeuten die Bretter die Welt

    „Ich liebe es, Theater zu spielen.
    Es ist so viel realistischer als das Leben“, dieser Ausspruch
    stammt von Oscar Wilde (1854 – 1900) und hat nichts an seiner
    Aussagekraft verloren.

    Nicht nur auf den großen Bühnen in den Metropolen dieser Welt
    wird mit viel Passion Theater gespielt, sondern auch im Miltenberger Landkreis gibt es immer wieder hervorragende Aufführungen. Mit Laiendarstellern, die
    ihr Herz an das Theater verloren haben und weder Zeit noch Mühe
    scheuen, um auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu stehen und
    das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
    In vielen Gemeinden und Städten haben sich Laientheatergruppen
    zusammengefunden um im kleineren oder größeren Rahmen
    Aufführungen zu geben, die unsere Kulturvielfalt aufs Amüsanteste unterstützt.
    Ein gutes Beispiel wie ansteckend der Theatervirus sein kann,
    ist die Theatergruppe „Die Gesetzbücher“ aus Mönchberg. Anita Keller und Renate
    Miltenberger, zwei Gründungsmitglieder der Mönchberger Theatergruppe, erzählen, wie es zur
    Gründung der „Gesetzbücher“ kam und woher der ungewöhnliche Name stammt: „Die Mönchberger Bürger sind früher dafür bekannt gewesen, dass sie alles
    etwas genauer nehmen, deshalb wurde ihnen der Spitzname
    ´Die Gesetzbücher´ verpasst. Da wir Mönchberger sind und unsere Stücke auch immer
    an das örtliche Geschehen anpassen, haben wir diesen Namen für unsere Theatergruppe einfach übernommen. Die Theatergruppe wurde wieder ins Leben gerufen, weil für
    die Pfarrheimrenovierung eine Einnahmequelle gesucht wurde.
    Da rief Burkhard Bösel zur Gründung einer Theatergruppe auf.
    Am Anfang war der Andrang noch recht schwach. Erst bei weiteren
    Treffen gelang es dem Initiator, eine kleine Gruppe von kunterbunt
    zusammengewürfelten Leuten zu bewegen, eine alte Theatertradition – in Mönchberg wurde bereits in den 50er und 60er Jahren Theater gespielt – wieder aufleben zu
    lassen. In dem damals noch alten Pfarrheim, besser als die ´Anstalt´
    bekannt, wurde innerhalb weniger Wochen unter der Regie von Rudi
    Stauder drei Sketche einstudiert. Die Mittel waren primitiv und mit
    viel Herzklopfen hatten die Akteure im Juni 1987 zum Pfarrfest die
    erste Premiere.“  Ein gutes Beispiel wie ansteckend der Theatervirus sein kann, ist die Theatergruppe Bei der Gründung der Theatergruppe 1987 wurde der Gruppe das Manuskript des Stückes „Lisbethchen
    von Mönchberg“ überreicht, das
    schon 1951 und 1967 gespielt wurde. 1992 wurde dieses Stück im
    neuen Pfarrheim in historischen Gewändern aufgeführt.
    In diesem Jahr können „Die Gesetzbücher“ auf 25 Jahre Theater
    zurückblicken. Jahre, in denen sie ihr Publikum immer wieder mit
    neuen Stücken überraschten und erfreuten. Bis heute sind sie kein
    Verein, sondern eine Art „Untergruppe des Pfarrgemeinderats“.
    Renate Miltenberger: „Der Applaus ist unser Lohn, denn wir spenden
    alle Einnahmen nach Abzug unserer Kosten für die Aufführung.“

    Alle Jahre wieder

    Alle Jahre im September beginnt die Suche nach den passenden
    Stücken. Es werden Theatervorlagen bestellt und dann lesen sich
    Frau Keller und Frau Miltenberger durch die vielen Manuskripte,
    bis sie etwas Geeignetes gefunden haben. Anschließend ist der Regisseur Reinhold Keller gefragt, denn er schreibt die Stücke so um, dass sie sowohl für die ca. 10 Schauspieler des Ensembles als auch für Mönchberg optimal zugeschnitten sind. Reinhold Keller hat schon
    einige Seminare bei Profis absolviert, denn er hat ebenso wie das
    ganze Team den Anspruch, jedes Jahr besser zu werden.
    Anschließend beginnen die Proben, die ein- bis zweimal pro Woche bis zur Aufführung im März stattfinden. „Für die Proben steht uns das Pfarrheim zur Verfügung,
    die meisten Kostüme sind von Leuten gespendet und das Möbelhaus
    Sandt aus Großheubach stellt die Möbel und die Dekoration für die
    Bühne. Was uns dann noch fehlt, leihen wir von anderen Theatergruppen, denn wir verstehen uns untereinander alle sehr gut. So können wir unsere Ausgaben gering halten und mehr spenden“, erklärt Anita Keller. „Bei unserem ersten Auftritt brauchten wir noch Baldrian“, amüsiert sich Renate Miltenberger,
    „später tat es ein Glas Sekt und heute sind wir so routiniert, dass
    wir einem Neuling,
    der vielleicht mal einen Hänger hat, problemlos
    weiterhelfen können. Jede Szene ist so oft geprobt, das gibt große Sicherheit. Etwas Lampenfieber vor den Auftritten gehört allerdings auch dazu.“ Anita Keller fügt an:
    „Es ist wichtig, dass man sich in seine Rolle gut reinversetzen kann
    und natürlich spielt. Was man spricht, sollte man auch machen,
    denn Körpersprache, Gestik und Mimik machen einen guten Schauspieler aus.“
    Beide Laiendarstellerinnen sind sich einig, dass sie das Theater
    spielen nicht missen möchten, und erleben es als eine große Bereicherung. „Schon im Sommer werden wir kribbelig und warten auf ein neues Stück für die Vorstellung im
    kommenden Jahr.“ In diesem Jahr steht die Komödie „TuS Wadenkrampf im Showfieber“ auf dem Programm und die Lachmuskeln der Zuschauer werden
    wieder tüchtig strapaziert werden. Überhaupt spielt die Truppe gerne
    Komödien, denn „die Menschen sollen einen Abend lang nur Spaß
    und Freude haben und abschalten können“, so Renate Miltenberger.
    Frisches Blut für das Ensemble wird bei den „Gesetzbüchern“ immer gebraucht, vor allem für Jugendliche oder junge Erwachsene gäbe es noch Rollen zu besetzen.
    -L.S.-