Von Castinglust und Rollenfrust

Moderatorin Isabell La Glock muss Alfred immer wieder daran erinnern, dass er nicht aus der Rolle seiner Frau fällt, die hat sich in ihre Rolle als Mann offenbar ganz gut eingelebt.

Turbulenter Rollentausch

Das ist heuer nicht anders: Acht Akteure lassen in der Komödie »Castinglust und Rollenfrust« keine Wünsche offen. Sinn und Irrsinn von Sendungen wie Dschungelcamp – auch wenn das diesmal »Rollentausch extrem – keine Gnade für den Partner« heißt -, stinkfaule Männer und Frauen, die nicht den Weltfrauentag brauchen, um mal die Oberhand in ihrer Ehe zu gewinnen sowie zwerchfellstrapazierende Dialoge und Schauspieler mit mitreißender Spielfreunde: die Zutaten für eine erfolgreiche 31. Saison der »Gesetzbücher« sind im neuen Stück reichlich vorhanden.

Urkomische Mimik

Gebhard Motzel spielt Alfred Möckel. Vom Publikum wurde der Vollblutschauspieler schon in der Vorpremiere am Donnerstag bei jedem Auftritt gefeiert, genau wie Alexandra Seufert, die seine Frau mit viel Mutterwitz und urkomischer Mimik verkörpert. Marco Motzel gibt Alfreds Freund Harry Kleinschmitt mit einer Mischung aus Bewunderung und Angst vor dessen Einfällen, während Mareike Abb seine Frau Anke mit einem Schriftdeutsch auf die Bühne zaubert, wie man es bei den Gesetzbüchern selten einmal gehört hat.
Anita Keller, die wieder die Textvorlage den Gesetzbücher auf den Leib geschneidert hat, und Reinhold Keller spielen das Ehepaar Maier. Sie überzeugen vor und nach dem Rollentausch genau so wie die anderen Paare auf der Bühne – immerhin sind beide auch in der Realität verheiratet.
»Es gibt keine kleinen Rollen, es gibt nur kleine Schauspieler« heißt es im Weihnachtshit »Hilfe, die Herdmanns kommen« – und die Mönchberger beweisen auch diesmal wieder, dass dieser Satz nicht nur an Weihnachten gilt. Corina Öhrlein verkörpert mit ihrer Version der Fernsehmoderatorin Isabell La Glock von RTelf nicht nur eine Parodie auf Moderatoren von Privatsendern, sie zaubert eine Figur auf die Bühne, die zu Recht immer wieder Szenenbeifall erhält.

Herzlich lachen im Sozialamt

Mancher im Publikum würde sich wünschen, über eine Mitarbeiterin von Sozialamt mal so herzlich lachen zu können wie über Renate Miltenberger in der Rolle der Isolde Wiesenhafer, die so ganz nebenbei bei der Kabbelei mit dem einfallsreichen Sozialhilfeempfänger Alfred wie durch Zauberei von ihrem Stottern geheilt wird.
An den Leistungen auf der Bühne gab es auch heuer überhaupt nichts zu meckern und hinter der Bühne sah es genau so gut aus. Udo Seuferts einfallsreiche und sensible Inszenierung brachte die Qualitäten der Akteure voll zur Geltung, die Technik, die Maske, die Requisiten und die Bühne waren so perfekt, wie man das von den »Gesetzbüchern« seit 30 Jahren gewöhnt ist. Man darf vermuten, dass die bewährte Souffleuse Ludwina Weis in den 15 Aufführungen allein mit ihrer Anwesenheit beruhigend für die Akteure wirkt und kaum einmal eingreifen muss.
Das einzige, was nicht stimmt, ist der Titel der Komödie: »Castinglust« gab es zwar auch in dieser Spielzeit der Gesetzbücher, von »Rollenfrust« aber konnte ganz und gar nicht die Rede sein.

Und man darf sich auf die Lösung einiger offener Fragen freuen: Was hat Bierholen mit Abenteuerurlaub zu tun? Was heißt es, wenn Harry »fleischlos« die Tage und Nächte überstehen muss? Und was meint Alfred, wenn er seiner Elfriede mit treuherziger Miene und mit viel Pathos versichert: »Nur die Liebe zu dir hindert mich, dir Schnittblumen zu kaufen!« Viele Fragen, die alle in den Aufführungen beantwortet werden. Und schließlich bleibt auch lange offen, ob wirklich die Männer die »Arschcard« haben.
HEINZ LINDUSCHKA

Hintergrund: Termine »Castinglust und Rollenfrust«

Pfarrheim Mönchberg: Die Premiere ist am kommenden Samstag, den 3. März, um 20 Uhr. Weitere Vorstellungen finden an den Freitagen, 9., 16. und 23. März, sowie an den Samstagen, 10., 17. und 24. März, jeweils um 20 Uhr; an den Sonntagen, 11., 18. und 25. März, jeweils um 18 Uhr statt.
VfL-Turnhalle Mönchberg: Vorstellungen sind an den Freitagen, 20. und 27. April, an den Samstagen, 21. und 28. April, sowie am Mittwoch, 9. Mai, jeweils um 20 Uhr.
Auskunft und Karten: »Kreativity« in Mönchberg, Aschaffenburger Straße 4, Tel. 0 93 74 / 28 13.
bInformationen und Videos von den Aufführungen seit 1988 unter www.diegesetzbuecher.de